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Unter Mühle

Die Untere Mühle, die sich ehemals im Besitz des Landesherren – der Grafen zu Erbach - befand und an einen Müller verpachtet war, wird 1371 erstmals urkundlich genannt; man kann jedoch von einem älteren Ursprung ausgehen. Ihr Schicksal war sehr wechselhaft. Im kriegerischen 17. Jahrhundert wurde sie gleich zweimal zerstört, 1635 und 1693, aber jeweils 1679 und 1695 wieder aufgebaut. Weitere Veränderungen folgten, bis die Hofanlage ihr heutiges Aussehen erhielt.

Das vierseitige Hofanwesen wird zur Straße durch ein Hoftor mit Eisengitter abgeschlossen. Auf den Torpfosten aus Sandstein stehen Vasen, die Toranlage stammt aus dem 19. Jahrhundert. Das älteste Gebäude ist der Mühlentrakt, ein zweigeschossiger Fachwerkbau, geschmückt mit Andreaskreuzen. Er stammt teilweise noch aus der Zeit um 1700.

Das Besondere ist, dass die gesamte technische Mühlenanlage, in dieser Form aus dem 19. Jahrhundert, mit allem, was dazugehört, noch vollständig erhalten ist. Sie erstreckt sich über vier Geschosse, inklusive der beiden Dachgeschosse. Im Erdgeschoß steht der Antrieb mit den Zahnrädern, im ersten Obergeschoß drei verschiedene Mahlwerke mit ihren Mahlsteinen und die Abfüllanlagen für das Mehl. Im Dachgeschoß wurde das Mehl gesichtet und das Mahlgut den verschiedenen Mahlgängen zugeleitet. Direkt unter dem Giebel sind weitere technische Anlagen, wie die Reinigung sowie der Antrieb der Förderbänder mit Schöpfvorrichtungen in Holzschächten, untergebracht.

Über Transmissionen konnte man weitere Geräte antreiben: Apfelmühle, Band- und Kreissäge, Dynamo, Schleifsteine, einen Trieur zur Getreidereinigung und Dreschmaschine sowie eine Heurutsche.

Die Mühle wurde kommerziell bis 1943 betrieben. Sie wurde von der nationalsozialistischen Verwaltung zwangsweise geschlossen. Dem letzten Müller wurden Verstöße gegen gesetzliche Auflagen vorgeworfen. In Wirklichkeit waren die Gründe, dass er kein Partei-Mitglied war, dem System kritisch gegenüberstand und mit der örtlichen Parteiprominenz über kreuz lag.

Das Mühlrad ist zwar inzwischen verrottet, wobei man einen Mahlgang und etliche Geräte aber noch mit einem elektrischen Antrieb betreiben kann. An den Mühlentrakt schließt sich ein Wirtschaftsgebäude an, das ursprünglich auch als Wohnhaus gedient hat.

Das heutige Wohnhaus ist in rein konstruktivem Fachwerk errichtet mit verschindeltem Giebel. Es ist nicht unterkellert, weil es über dem Mühlgraben erbaut ist. Eine Rarität ist die originale zweiteilige Haustür mit reich profilierten Feldern, die obere Türhälfte lässt sich separat öffnen. Die Inschrift im Türsturz besagt: "Diesen Bau hat erbaut Georg Bechtel und seine Ehefrau Agnesia Katharina 1858". Die Scheune mit Stallungen stammt laut Inschrift von 1848.

In unserem Ort hat es früher drei Mühlen gegeben. Inzwischen sind komplett erhaltene Anlagen selten geworden, aber diese wird in ihrer Gesamtheit bewahrt.

Besichtigung nur mit Führung ist nach telefonischer Terminvereinbarung möglich: Barbara Schmitt, Tel.Nr. 06253 / 4526 oder Ernst Schmitt, Tel.Nr. 06253 / 1558

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